Kapitel 2

„Um unserer Aufgabe nachzugehen, müssen wir so viel über unsere Bürden lernen wie wir können. Darum kamen wir einst in ihre Heime, um sie besser beschützen zu können.“ – Wächter Kurzschweif

Eine angenehme Wärme hüllt mich ein. Kurz strecke ich mich genüsslich, rolle mich anschließend wieder etwas ein und lecke mir über die Nase. Ein leises Lachen bringt mich dazu mit den Ohren zu zucken, ehe ich die Augen langsam öffne. Meine Sicht ist im ersten Moment noch ziemlich verschwommen. Es fällt mir schwer etwas genauer zu erkennen. Allerdings dauert es nicht lange bis ich meine Umgebung ausmachen kann. Augenscheinlich liege ich auf einem Kissen, mit einer Decke über meinem Körper und nicht weit von einen dieser komisches, metallenen Dinger die ganz warm sind, entfernt.

Ein kleiner Blick durch den Raum reicht um mir endgültig sicher zu sein, dass ich nicht zu Hause bin. Der ganze Raum ist rustikal eingerichtet, mit dunklen Schränken und massigen Sitzgelegenheiten. Neugierig schnuppere ich ein wenig herum, lasse die Luft zugleich durch meine Nase und Mund eindringen. Der Großteil der Gerüche ist mir unbekannt, aber es ist ein sehr markanter Geruch dabei. „Wieder zurück aus dem Reich der halb erfrorenen?“, kommt eine belustigte Stimme von oben. Mit zuckenden Ohren rolle ich mich auf den Rücken und schaue dann Sherlock ins Gesicht. Er befindet sich auf einem großen, braunen Sessel über dessen Armlehne er mich ein wenig schief beobachtet.

„Sherlock? Ich wollte mich bei dir entschuldigen und … wo bin ich hier?“, frage ich verwirrt umher schauend. Der graue Kater schüttelt sich amüsiert. „Du bist bei mir zu Hause. Ich habe dich schon beim ersten Mal gehört. Aber wie kommt ein kleines Kätzchen wie du auf die Idee bei einem solchen Sturm herum zu rennen?“, fragte er und streckt sich ausgiebig. Dabei mustert er mich wieder einmal sehr ausgiebig mit seinen gelben, intensiven Augen. Etwas unbehagliche winde ich mich unter seinem Blick bevor ich leise Antworte: „Ich dachte nicht, dass es so kalt wird.“ Der graue Kater nickt nur und zieht sich auf die Sitzfläche des Sessels zurück.

Mit einem Gähnen rolle ich mich noch etwas fester zusammen und genieße die angenehme Wärme. Minuten später packt mich allerdings die Neugier. Schnell bin ich auf den Pfoten, lasse ein genüssliches Strecken folgen, ehe ich vorsichtig um Sherlocks Sessel schleiche. Dort oben liegt er, der graue Kater, schaut in ein leuchtendes Ding und berührt es immer wieder mit den Pfoten. Es sieht so ähnlich aus, wie das komische Teil, mit dem mein Frauchen immer herumwerkelt. Kurz Schätze ich die Höhe ab, ehe ich mit einem eleganten Sprung neben Sherlock lande. Neugierig schaue ich auf das leuchtende Gerät. „Was machst du da?“, frage ich den Kater interessiert während ich zugleich daran schnuppere.

Er lächelt leicht und erklärt anschließend: „Ich informiere mich ein wenig über dich. Seit die Menschen diese Geräte mit Berührungssteuerung haben, ist es viel einfacher damit umzugehen. Früher war das immer eine Qual von einer Taste auf die nächste zu kommen.“ Ich lege den Kopf leicht schief während ich zugleich auf das leuchtende Ding sehe. Tatsächlich ist dort eine Katze zu sehen, die mir recht ähnlich sieht. „Warum über mich?“, frage ich erneut neugierig. Sherlock lacht leise, wischt ein paar Mal über das Gerät und meint dann breit grinsend: „Weil du keine Durchschnittshauskatze bist und wenn die Angaben hier auch nur halbwegs Stimmen, wird dich in ein paar Monaten niemand mehr durch die Gegend werfen. Allerdings bedeutet das auch, dass du alles andere als unauffällig sein wirst.“

„Sherlock?“, frage ich nach ein paar Minuten des Schweigens vorsichtig, „Wie komme ich denn nun wieder nach Hause?“ Der graue Kater schaut mich einen Augenblick lang irritiert an. „Oh, nach Hause. Natürlich. Hätte ich nun fast vergessen. Der Sturm ist abgeklungen. Es sollte kein Problem sein für dich wieder nach Hause zu kommen. Vorausgesetzt du legst dich nicht irgendwie zum Schlafen hin“, antwortet er mit leicht amüsiertem Ton. Nickend hüpfe ich von dem Sessel nur um dann wie angewurzelt stehen zu bleiben. Sherlock scheint mich aber dieses Mal nicht vergessen zu haben. Einen Moment später landet er neben mir auf dem Boden und zeigt mir den Weg zur Katzenklappe. Kaum draußen, höre ich ihn noch sagen: „Wir sehen uns dann Morgen zum Training.“ Noch bevor ich fragen könnte, was für ein Training ist der Kater aber auch schon wieder weg.

Etwas mulmig schaue ich auf die weiße Landschaft. Zum Glück kann ich den Hügel mit dem seltsamen Gebäude recht schnell erkennen. Daher ist es auch kein Problem den Weg nach Hause zu finden, allerdings liegt eine Menge weißes Zeug im Weg.


update am 25.02.15

Zum Glück ist nichts mehr von oben gekommen und der Wind hat auch nachgelassen. Ich schaffe es noch relativ warm wieder zurück in mein Revier, wo ich mich sofort nach drinnen verziehe. Dort mache ich es mir im Kuschelzimmer zwischen den Kissen richtig schön gemütlich. Faul liege ich dort mit geschlossenen Augen zwischen den Kissen und rege mich nur ganz wenig, so kuschelig habe ich es gerade.

„Cleo! Komm her, wir haben Besuch“, dringt nach einer ganzen Weile die Stimme meines Frauchens an meine Ohren. Kaum dass die Worte verhallt sind, bin ich auch schon Hellwach! Mit aufgestellten Ohren und Schweif schaue ich aus meinem Kissenversteckt hervor. Im nächsten Moment hüpfe ich auch schon über den Boden bevor ich mit voller Geschwindigkeit in Richtung meines Frauchens renne.

Mein Sprint kommt allerdings zu einem spontanen Stopp als ich sehe, wer zu Besuch kommt. Besser gesagt ich versuche zu Stoppen. Der Boden macht meinem Versuch ein unerwartetes Ende. Statt dass ich zum Stillstand komme, rutsche ich direkt weiter, drehe ich zweimal um mich selbst und ende Schnauze an Schnauze mit diesem weißen Terrier. Einen langen Augenblick starren wir uns gegenseitig in die Augen ehe ich mit einem kurzen Knurren die Flucht ergreife. Dabei ist mir erneut der Boden ein Verhängnis, da ich mit den ersten Schritten wegrutsche bevor ich wirklich Abstand zwischen mich und dem Terrier bringen kann.

„Ich dachte die Katze ist größer als Yeti“, höre ich noch so von hinten. Allerdings gebe ich gar nicht so viel Acht was die Menschen so reden, denn der Yeti ist mir auf den Fersen! Dieser verflixte Hund rennt mir doch glatt nach. Schnell flitze ich ins Kuschelzimmer, springe dort auf die Couch und krieche hinter die Kissen. Er schnüffelt wie verrückt an meinem Versteckt herum während ich versuche mich weiter vor dem Hund in die Ecke zu drücken. Trotzdem will der Yeti einfach nicht aufgeben! Er kommt mir sogar mit seinem wuscheligen Fell sehr nahe, sodass ich ihn mehrmals warnend anknurre oder anfauche. Das scheint ihn zumindest zu irritieren.

Lange dauert es nicht ehe mein Frauchen nebst Besuch ins Kuschelzimmer kommt. Schnell ist der Hund von der Couch weggelockt, was mich wiederum aus meinem Versteck krabbeln lässt. Yeti steht allerdings schwanzwedelnd gar nicht weit weg. Daher nutzte ich den Moment der Ruhe und springe Frauchen direkt in die Arme. Sicher und geborgen, aber vor allem gekrault nutze ich den Moment der Ruhe um zwischen dem roten Fell meines Menschen hindurch einen Blick auf den Besuch zu erhaschen. Nicht auf den Hund, sondern auf den Menschen. Es handelt sich dabei um einen recht großen Mann mit dunkelbraunem Kopffell, welcher einen recht eigenartigen Geruch mit sich herum trägt.

Allerdings ist mir der Schutz in den Armen meines Frauchens nicht lange vergönnt. Relativ kurz nach meinem Rettungssprung kniet sie sich mit mir zu dem Hund nieder. Sanft krault sie mir über das Köpfchen, hält mich aber zugleich direkt vor die Nase von diesem Yeti – Hund! „Komm mir ja nicht zu nahe!“, fauche ich ihn warnend an. Was aber leider rein gar nichts nützt. Kaum das ich ausgefaucht habe, leckt mir der Hund doch mit seiner schlabberigen Zunge direkt über Gesicht. Angewidert schüttle ich mich ausgiebig, bekomme aber fast sofort noch ein zweites Bad mit Hundesabber. Igitt! Knurrend winde ich mich aus dem Armen meines lachenden Frauchens, springe auf die Couch und schüttle mich ausgiebig bevor ich mich an die Katzenwäsche mache um den Sabber aus meinem Gesicht zu bekommen.

Ohja, die Menschen haben natürlich ihre helle Freude während ich mein Fell säubere. Zu allem Überfluss starrt Yeti mich die ganze Zeit mit großen Hundeaugen an. Um meine Katzenwäsche ohne diesen Blick genießen zu können, drehe ich mich leicht genervt um. Daraufhin stößt der weiße Kläffer ein mitleidiges Jaulen aus. „Na gut, du kannst rauf kommen, aber kein Gesabber mehr“, murre ich weichgekocht. Der Terrier hat zwar leichte Probleme rauf zu kommen, schafft es dann mit dem zweiten Anlauf. Fröhlich mit dem Schwanz wedelnd legt er sich dann zu mir.

Na gut, ich gebs ja zu, so übel ist der Bello gar nicht. Mal davon abgesehen dass er sabbert und nach Hund stinkt, ist er ziemlich kuschelig. Was natürlich nichts anderes heißt, als dass ich genüsslich schnurrend so halb auf ihm liege. Wie zu erwarten dauert es auch gar nicht lange bis es blitzt. Menschen! Immer müssen sie alles Blitzen. Ich frage mich manchmal wirklich wofür das gut sein soll.

Nachdem der Besuch nun doch wesentlich angenehmer war, als es auf den ersten Blick aussah, ist es fast schon Schade, dass Yeti wieder weg muss. Allerdings kann ich mich nun wieder auf der Couch richtig breit ausstrecken. „Cleo! Abendessen“, schallt sich kurz darauf melodisch durch das Haus. Nach einem kurzen Gähnen bin ich schon fast wieder hell wach. Kurz noch strecken, dann geht es auch schon in Richtung Futterraum. Eine gute Mahlzeit und ausgiebiges Kuschen später ist der Tag endgültig gelaufen, zumindest für mich. Mein Frauchen scheint noch etwas vor zu haben, aber ich mache es mir in ihrem Körbchen bequem. Gemütlich unter die weiche Decke gekuschelt schlafe ich schnurrend ein.

Während meinem Schönheitsschlafe, der gut und gerne einen halben Tag dauert, werde ich mehrmals sanft gekrault, gestreichelt sowie verlegt. Das wiederum, führt dazu, dass ich am Morgen ganz wo anders aufwache. Nachdem ich mich genüsslich gestreckt habe, tapse ich von meinem Spielzimmer aus zum Futterzimmer. Frauchen scheint schon unterwegs zu sein, aber eine Schüssel mit frischer Milch steht neben meinem Frühstück bereit. Schnell sind die saftigen, rohen Fleischstücke verputzt. Zufrieden lecke ich mir über die Lefzen, bevor ich etwas von der Milch trinke. Nach der anschließenden Katzenwäsche mache ich mich mit aufgerichtetem Schwänzchen auf zur Klappe.


Mit Schwung geht es auch schon durch die Klappe. Genüsslich recke ich mich in den warmen Sonnenstrahlen, welche von einem lauen Lüftchen gekühlt werden. Anschließend stöbere ich durch meinen Garten ehe ich mit Schwung auf die Mauer springe. Das weiße Zeug ist Großteils schon wieder verschwunden, sodass ich mir keine Sorgen machen muss, tollpatschig hinunter zu fallen. Am Ecke, da wo die Laterne steht, lasse ich meinen Blick über die Landschaft schweifen. Tief atme ich ein um die verschiedenen Gerüche aufzunehmen.

„Hey, Pfötchen! Schön das auch mal wieder aus dem Haus kommst“, erklingt eine die freche Stimme von Weißpfote von unten. Grinsend richte ich meinen Blick auf ihn ehe ich mir über die Nase lecke. Mindestens ebenso frech antworte ich: „Natürlich! Ich kann dich ja nicht zu lange alleine lassen. Wer weiß was für Unsinn du dann anstellst!“ „Na, da haben sich ja zwei gefunden“, misch sich eine nur flüchtig bekannte Stimme ein. Fast wie aus dem nichts kommt Silberfell um die Ecke und setzt sich neben Weißpfote.

Ich lege den Kopf leicht schief, zucke mit den Ohren und setzte dann zum Sprung an. Elegant lande ich auf allen vieren neben Silberfell und Weißpfote. „Brauchst du jetzt schon Verstärkung?“, frage ich den jungen Kater während ich ihn frech an stupse. Er drückt sich frech an mich ehe seine Antwort folgt: „Du bist eben ein riiiesiges Problemkätzchen!“ „Also eigentlich tue ich nur Sherlock einen gefallen. Den er versprochen hat bald zu erwidern“, mischt sich Silberfell schmunzelnd ein. Wachsam mustere ich die Katze eingehend. „Nichts so misstrauisch. Ich soll dir nur ein paar Grundlagen erklären und es deckt sich recht gut mit Weißpfotes Ausbildung. Also zwei Fliegen mit einem Pfotenschlag“, erklärt sie mit leicht schief gelegtem Kopf.

„Na, kommt ihr beiden Kuschelkätzchen. Wir suchen uns ein ruhiges Plätzchen mit viel Sonne in der Nähe!“, meint Silberfell lächelnd ehe sie auch schon los tapst. Weißpfote ist folgt ohne zu zögern. Ich jedoch schaue noch kurz zu meinem Garten ehe ich mich dazu entschließe ich doch auch zu folgen. Schnell habe ich die Beiden wieder eingeholt und gehe auf der anderen Seite von Silberfell.

„Wir teilen unsere Magie vier Disziplinen zu“, fängt Silberfell an zu erklären, nur um sofort enthusiastisch von Weißpfote unterbrochen zu werden: „Sucher, Wächter, Former und Rufer!“ „Ganz genau, Weißpfote. Jede Katze kennt Zauber aus den verschiedenen Schulen, spezialisiert sicher aber meist auf eine Disziplin. Was denkst du, ist der Unterschied zwischen ihnen, Pfötchen?“, fährt die silbergraue Katze fort. Fast stolpere ich über meine eigenen Pfoten, als ich so unerwartete direkt angesprochen werde. „Äh, die Sucher suchen Sachen?“, stammle ich recht unbeholfen hervor. Während Weißpfote mir einen schiefen Blick zuwirft, lacht Silberfell sanft. „Nun, das ist fast richtig“, meint sie mit einem leisen Schnurren.

„Sucher sind mehr so eine Art Hellseher. Wir nutzen unsere Magie um Ereignisse in der Zukunft oder der Vergangenheit zu sehen. Dadurch können wir Gefahren frühzeitig erkennen und sie beseitigen“, erklärt sie gelassen während wir uns durch das Unterholz bewegen. „Sucher wissen also alles?“, frage ich unsicher nach. Weißpfote schüttelt sofort energisch den Kopf. „Nein. Sucher müssen sich auf etwas einstellen können. Sie brauchen den Namen oder zumindest einen Gegenstand wenn sie etwas sehen wollen“, mauzt er Oberlehrerhaft. „Weißpfote hat Recht. Aber es gibt auch Fälle in denen Sucher ohne ihr Zutun einen Blick in Zukunft oder Vergangenheit werfen konnten“, fügt Silberfell hinzu.

Derweil sind wir an einem angenehmen Plätzchen angekommen. Zwar steht dort auch eine rote Bank, aber die Sonne scheint gemütlich hin, sodass sich das weiße Zeug schon aus dem Staub gemacht hat. Zusätzlich schirmen uns ein paar Bäume vom Wind ab. Alles in allem ein richtig schnurriges Plätzchen. Nicht so weich wie die Kissen zu Hause, aber dafür hat es andere Qualitäten.

Während Silberfell sich gemütlich hinlegt, untersuchen Weißpfote und ich ein wenig die Umgebung. Neugierig schnuppern wir an den braunen Gräsern und den Bäumen. Ganz leicht ist der Geruch von Nagetieren vorhanden. Doch bevor ich der Spur folgen kann, ruft uns Silberfell zu sich. „Weiter im Text. Ihr könnt mir sicher sagen, was das Spezialgebiet der Wächter ist?“, fragt sie während sich Weißpfote schnurrend quer über mich legt. Ich zucke leicht mit den Ohren, bevor ich antworte: „Sind das die Wachhunde unter den Katzen?“

Weißpfote vergräbt lachend seine Schnauze in mein Nackenfell während Silberfell nur ein Grunzen entfleucht. „Lass das ja nie einen Wächter hören!“, warnt die silberne Katze grinsend ehe sie ernst fortfährt: „Wächter sind Spezialisten der Schutzzauber. Sie erfüllen damit eine sehr wichtige Funktion beim Schutz der Menschen. Banne und Abwehrzauber bilden die grundlegende Verteidigung. Damit können kleinere Bedrohungen eliminiert werden, ohne dass wir selbst aktiv werden müsse.“

„Damit bleiben noch Rufer und Former. Eine Idee dazu?“, fragt die Sucherin während Weißpfote und ich die Pause für eine verspielte Rauferei genutzt haben. „Die Rufer bedienen sich Kontroll- und Manipulationsmagie“, sprudelt es aus dem kleinen Kater heraus, obwohl er gerade damit beschäftigt ist, die Nadeln aus dem Fell zu bekommen. „Richtig. Und nun zu den Formern.“ Dabei sieht Silberfell mich erwartungsvoll an. Nachdenklich zupfe ich mir ein paar Nadeln aus dem Fell ehe ich mit zuckenden Ohren antworte: „Sherlock meinte, er ist ein Former. Also gehe ich davon aus das die ziemlich verschroben sind?“

Mit schief gelegtem Kopf starrt Silberfell mich eine volle Minute an, ehe sie den Kopf schüttelt. „Du liegst nicht unbedingt falsch, Pfötchen. Aber das hat nichts mit Magie zu tun. Former können sich selbst wandeln, sich größer oder kleiner machen, das Aussehen ändern und noch einiges mehr. Sherlock wird euch sicher den einen oder anderen Trick zeigen“, erklärt die Sucherin leicht amüsiert und leckt sich über die Nase.


„Jetzt aber kommen wir zu einem sehr wichtigen Punkt! Hört also gut zu, während ich euch die heilige Regel bei der Anwendung von Magier erkläre“, spricht Silberfell nach ein paar Minuten der Stille mit ernster Stimme. Ihr Blick fixiert uns zwei Jungkatzen eisern, sodass wir fast automatisch aufmerksam vor ihr sitzen. Es ist irgendwie seltsam, wie die silbergraue Katze uns so mustert, als würden wir jeden Moment etwas ausfressen. Still sitzen Weißpfote und ich da, mit aufgerichteten Ohren.

Silberfell lässt kurz den Blick schweifen ehe sie uns wieder fixiert, als wären wir die nächste Beute. „Viele Zauber benötigen ein Opfer um zu funktionieren oder auch um ihrer Wirkung zu verbessern. Niemals dürft ihr hierfür ein bewusstes Lebewesen verwenden!“, spricht sie mit eindringlicher Stimme. Ich zucke unwillkürlich zusammen.

„Was genau ist ein bewusstes Lebewesen und wie erkennt man es?“, frage ich vorsichtig. Die Sucherin legt den Kopf leicht schief und leckt sich über die Lefzen. „Wir sind bewusste Lebewesen. Alle Katzen sind Bewusst, ebenso die Menschen“, erläutert sie freundliche. Silberfell erhebt sich anschließend um sich durchzustrecken. Danach lässt sie den Blick kurz ziellos umherschweifen.
„Bewusste Lebewesen erkennt man in erster Linie an der Fähigkeit zu sprechen. Raben und Krähen sind so gut wie immer mit Bewusstsein. Eulen weisen ebenfalls einen sehr hohen Anteil an Bewussten auf. Bei Hunden wird die Sache schon schwieriger. Allerdings kann jedes Tier ein Bewusstsein entwickeln. Ihr erkennt sie meistens daran, dass sie größer und klüger sind als ihre unbewussten Verwandten. Daher sind sie auch oft die Alphas“, vertieft sie ihre Ausführung noch.

Mit leicht schief gelegtem Kopf schaue ich Silberfell neugierig an. „Und man kann so gut wie jedes Lebewesen für einen Zauber verwenden oder gibt es da Einschränkungen?“, frage ich interessiert nach während ich Weißpfote sanft über den Kopf lecke.
Die Sucherin legt sich wieder gemütlich hin ehe sie antwortet: „Grundsätzlich klappt es mit allem. Allerdings ist die Magie an den Körper gebunden. Sie wirkt nur solange der Körper nicht völlig verwest und noch an Ort und Stelle ist. Größere Tiere würden zwar länger halten, sind aber auch schwerer zu verstecken“, beantwortet sie meine Frage.

Leicht nickend rolle ich mich auf den Rücken nur um von Weißpfote festgenagelt zu werden. Frech leckt er über meinen Hals und entlockt mir ein genießerisches Schnurren. „Was haltet ihr davon, wenn wir uns an einem einfachen Sucherzauber versuchen?“, fragt Silberfell plötzlich. Sofort sind wir auf die Sucherin fixiert. Während wir uns voneinander lösen, fragt Weißpfote: „Was müssen wir dafür tun?“

„Es ist ganz einfach“, fängt Silberfell mit der Erklärung an während sie sich selbst das Fell putzt, „Wir brauchen dazu allerdings eine Maus oder etwas ähnliches. Das wird eure Aufgabe sein. Ihr hab zwei Schläfchen Zeit, dann treffen wir uns wieder hier.“ „Und was wenn wir keine fangen können?“, fragt Weißpfote unsicher während er mit den Vorderpfoten nervös den Boden bearbeitet.
Silberfell kommt elegant auf uns zu und leckt Weißpfote sanft über den Kopf. „Ich habe vollstes Vertrauen in euch Beide. Ihr werdet das bestimmt schaffen“, schnurrt sie freundlich. Frech stupst mich die Sucherin ehe sie sich auf den Weg macht. Weißpfote und ich bleiben etwas irritiert zurück.

„Na, dann machen wir uns auf die Suche oder?“, frage ich nach einem Weilchen Weißpfote. Dieser sieht mich ein wenig schief an, ehe e sich schüttelt. „Weißt du denn wo wir eine Maus oder etwas dergleichen finden? Und wie wir sie fangen können?“, fragt der schwarze Kater mit einem schniefen. Kurz stupse ich ihn aufmunternd an, ehe ich meinem Näschen zu der Stelle wo ich bereits bei unsere Ankunft etwas gewittert hatte. Mit zuckenden Ohren drehe ich mich zu Weißpfote. „Los, hier ist eine Spur!“, rufe ich dem zögerndem Kater zu ehe ich mich leichtpfotig auf die Jagd mache.

Es dauert auch nicht lange bis Weißpfote an meiner Seite ist. Während wir mit unseren Nasen dem verlockenden Geruch nach Nagetier folgen, zucken unsere Ohren immer wieder, um ja kein verräterisches Geräusch zu verpassen. Im Unterholz finden sich bereits nach nur wenigen Katzenlängen deutliche Spuren von den Nagern, wie zum Beispiel Kot. Allerdings gibt es auch eine unerwartete Entdeckung. Die Fährte teilt sich plötzlich.

Mit schief gelegtem Kopf schaue ich Weißpfote fragend an. „Naja, ich denke die Erfolgschancen erhöhen sich, wenn wir und aufteilen“, meint er ein wenig unsicher.
Kurz betrachte ich beide Fährten noch eingehend ehe ich zustimmend nicke. „Du hast recht, teilen wir uns auf.“
Weißpfote zögert bevor er die rechte Spur, welche scheinbar tiefer in den Wald führt, nimmt. Damit bleibt für mich die linke Fährte mit Richtung offenes Feld.

Mit der Nase nahe am Boden folge ich meiner Fährte vorsichtig weiter. Nach und nach wird sie frischer, was nur bedeutet kann, dass ich mit dem Nagetier langsam aber sicher nähere. Dummerweise führt die Spur aber direkt in offenes Feld, wo es kaum Deckung gibt. Außerdem sticht mein Fell aus dem weißem Zeig doch teuflisch hervor. Trotzdem versuche ich mein Glück. Mit dem Körper nahe am Boden schleiche ich der Spur nach, wobei meine Pfote immer wieder durch die harte Kruste brechen. Bei jedem knirschen bleibe ich angespannt stehen um zu lauschen.

So brauche ich für die Strecke, die ich ansonsten in Windeseile bewältig hätte, gute eineinhalb Nickerchen lang. Dafür werde ich anschließend mit einem Ziel belohnt! Nur in paar Katzenlängen von mir entfernt, hüpft ganz quirlig eine Maus herum. Weißes Fell, rote Augen und irgendwie komische Beine, aber definitiv eine Maus, wenn auch eine die zu zittern scheint.

Vorsichtig lege ich mich auf die Lauer. Augen und Ohren direkt auf mein Ziel gerichtet, die Beine angespannt, bereit zum Sprung. Aber die Maus hüpft so schnell quer durch die Gegend, dass es mir schwer fällt sie richtig ins Visier zu nehmen. Plötzlich springt sie von einem Hügelchen zum nächsten ehe sie auch schon wieder weiterrennt. Zumindest aber scheint sie mich noch nicht bemerkt zu haben. Geduldig beobachtet ich den Nager weiter, bis ich mir sicher bin bei meinem Angriff erfolgreich zu sein. Es stellt sich als eine Geduldsprobe heraus. Doch schließlich kommt das passende Moment! Mit einem schnellen Sprung überrasche ich das Tierchen völlig. Siegreich drücke ich die Maus mit den Pfoten auf den Boden.

„Spinnst du?! Verdammte räudige Katze, lass mich sofort los“, quietscht es zwischen meine Pfoten aufgeregt hervor. Überrascht lasse ich meine Beute los und starre sie einen Moment einfach nur an. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass du spreche kannst“, stammle ich verlegen hervor. Silberfell hatte uns ja gerade erst davor gewarnt, dass wir anderen bewussten Wesen nichts tun dürften.
„Das ist ja wohl auch das mindeste!“, mault die kleine Maus ungehalten während sie sich die Tasthaare putzt. Neugierig schnuppere ich an dem Nager ehe ich frage: „Wer und was bist du eigentlich?“
Die Maus sieht mich herausfordernd an und macht einen ordentlichen Satz auf mich zu, der mich sofort ein paar Schritte zurückweichen lässt. „ich bin Whiteny! Eine australische Wüstenspringmaus aus Texas. Und wenn du dich nochmal so feige an mich heranschleichst, dann zeig ich dir wo der Hammer hängt. Wir haben es auch den Comanchen und Apachen gezeigt!


Update am 18.03.15

„Also Katze, warum hast du immer noch nicht panisch die Flucht ergriffen?“, fragt die Maus nach ein paar Augenblicken mit echter Verwunderung in den Augen. „Musst wohl zu diesen Lebensmüden Schleichpfoten gehören“, stellt sich keinen Augenblick später fest und putzt sich hinter den Ohren.

Mit schief gelegtem Kopf beobachte ich die kleine Maus eingehend. Das ist also eine australische Wüstenspringmaus, die eigentlich aus Texas kommt? Irgendwie sagt mir das nichts. Aber einen lustigen Namen hat sie und nicht zu vergessen, dass sie sehr von sich eingenommen ist. „Ich bin Pfötchen“, stelle ich mich freundlich vor während ich erneut an dem Mäuschen schnuppere.

„Ey ey ey! Vorsicht ja? Hast du ne Ahnung wie lange es dauert bis das Fell so sauber ist? Außerdem will ich nicht nach Flokati riechen! Das könnten mir Andere übel nehmen“, meint Whiteny noch während sie einen Sprung von meiner Nase weg macht. „Und was ist das überhaupt für ein komischer Name? Pfötchen? Klingt als würde dich jemand gerne ärgern“, stellt die Maus noch frech fest.

Ich knurre die Maus warnend an, ehe ich mit angelegten Ohren antworte: „Du musst gerade Reden! Was soll den Whiteny für ein Name sein?“
Unbeeindruckt stellt sie sich auf die Hinterpfoten. „Oh, was war das denn? Bist du beim Waschen eingegangen, kleiner Tiger?“, fragt die Texasmaus hämisch. Mit zwei Sprüngen ist sie links von mir. Und schon wechselt sie die Seite, ehe sie mich auch von hinten begutachtet. Verflixte Springmaus! Gibt es doch gar nicht, dass die so schnell ist. Noch während ich versuche ihr mit den Augen zu folgen, erklingt die quietschende Stimme auch schon von wieder von vorne: „Du bist ne echt komische Katze! Klingst wie ein Tiger und hast dabei nicht mal Streifen. Vielleicht bist du ein Fleckentiger? Der beim Waschen eingegangen ist.“

Genervt verdrehe ich die Augen und zucke mit dem Schweif ehe ich mich ausgiebig durchschüttle. „Es tut mir wirklich leid, dass ich dich angesprungen habe. Aber ich muss nun wirklich weiter“, meine ich schließlich zu Whiteny. Kaum aufgestanden, strecke ich mich genüsslich durch, nur um nach den ersten paar Schritten die Maus erneut zu vernehmen: „Ja, so ist’s richtig! Hau nur ab, kleiner Tiger.“
„Die Maus hat Nerven“, murre ich in Gedanken während ich mit den Ohren zucke.

Noch bevor das freche Nagetier mir weitere Beleidigungen an den Kopf werfen kann, flüchte ich mit ein paar Sprüngen wieder zurück ins Unterholz. Kurz kratze ich mich mit dem Hinterlauf hinter den Ohren ehe ich mein Näschen wieder einsetze in der Hoffnung noch eine frische Spur zu finden. Leider stellt sich meine Nase doch nicht als so genial überlegen heraus. Irgendwie scheine ich mich sogar im Kreis zu bewegen. Ich stoße immer wieder auf die eine Spur von der verfluchten Springmaus!

Mit einem genervten Fauchen entschließe ich mein Glück etwas tiefer im Wald zu versuchen. Ohne die Nase auf dem Boden tapse ich durchs Unterholz, springe über Wurzeln und Steine nur um regelmäßig die Luft zu schmecken. Aber alles nur Nieten, nicht der kleineste Geruchsfetzen von einer Maus oder Ratte. Nur Vögel rieche ich immer wieder. Aber die flattern permanent aufgescheucht davon, als würde ich wie ein Mensch durchs Unterholz stampfen.

Trotzdem versuche ich mein Glück weiter! Es kann ja nun wirklich nicht sein, dass die einzige Maus in der ganzen Gegend eine sprechende, australische Wüstenspringmaus aus Texas mit schlechten Manieren ist. Immer wieder springe ich auf erhöhte Stellen, lasse meinen Blick weifen, versuche mit den Ohren jedes Geräusch zu registrieren und flehme. Dabei strecke ich bei geöffnetem Mund die Zunge leicht heraus. Anschließend atme ich zugleich durch Mund und Nase ein. Aber auch das bringt nichts.

Schön langsam geht mir auch die Zeit aus. Enttäuscht und vor allem sauer auf mich selbst mache ich mich auf den Rückweg zum Treffpunkt. Es stellt sich schnell heraus, dass ich doch eine größere Strecke zurückgelegt habe als Gedacht. Zum Glück haben alle Katzen einen untrüglichen Orientierungssinn, solange niemand zwischendurch das ganze Gebiet umbaut. Im Grunde brauche ich nur meiner eigenen Geruchsspur zurück zu folgen. Allerdings ist es doch einige Male angebracht, ein wenig abzukürzen.


Update am 25.03.15

Etwas zu spät treffe ich überhastet am Treffpunkt ein und schieße fast über Ziel hinaus, so in Eile bin ich. Silberfell sitzt auf der Bank und sieht mich abwartend an. Neben ihr hat es sich Weißpfote mit einem stolzen Gesichtsausdruck bequem gemacht. Vor seinen Pfoten liegt eine richtig fette Maus. Langsam tapse ich mit leicht gesenktem Kopf zu der Bank. „Kein Glück gehabt, Pfötchen? Mach dir nichts daraus, man kann nicht immer Glück haben“, begrüßt mich Silberfell mit einem leichten Lächeln.

Weißpfote sieht mich mit einem nervigem Siegergrinsen an und meint frech: „Ich bin eben einfach der besser Jäger!“ Grummelnd zucke ich mit den Ohren. Er ist ja meist eher ein bisschen ein Angsthase und übervorsichtig, aber wehe Weißpfote ist bei etwas einmal besser, dann kann er sich zu einer richtigen Nervensäge entwickeln.
„Ich hatte eine Maus!“, bringe ich zu meiner Verteidigung hervor. Die Sucherin legt den Kopf fragend schief während der schwarze Kater mich nur ungläubig ansieht. Möglichst überzeugend erzähle ich: „Ja, ich hatte die Maus schon zwischen meinen Pfoten. Dann hat sie plötzlich angefangen zu sprechen! Es war eine australische Wüstenspringmaus aus Texas mit dem Namen Whiteny. Und noch dazu ein wirklich sehr aggressives kleines Ding“

„Nur weil du nichts gefangen hast, musst du dir nun nicht solche Sachen ausdenken“, kommt es postwendend von Weißpfote. Silberfell sieht kurz zwischen uns beiden Jungkatzen hin und her ehe sie meint: „Das spielt auch nicht wirklich eine Rolle. Eine Maus ist alles was für den kleinen Zauber brauchen. Weißpfote, da es deine Beute ist wirst du den Zauber wirken. Pfötchen, du passt ganz genau auf. Wenn alles richtig gemacht wird, dürfen wir alle drei zusammen eine Vision von der nahen Zukunft oder Vergangenheit erleben“

„Und worauf sollen wir dabei achten?“, frage ich interessiert während ich zugleich mit den Ohren zucke und nervös mit den Vorderpfoten den Grund knete. „Auf alles, das irgendwie ein wenig seltsam aussieht. Erwartet aber nicht zu viel, es handelt sich nur um einen kleinen Zauber und das Ergebnis wird alles andere als berauschend sein“, warnt uns Silberfell bevor sie Weißpfote einen kleinen Wink gibt. Mit seiner Beute um Maul folgt der Kater seiner Mentorin von der Bank nach unten und ein Stück in den Wald hinein. Ich bin nur eine Katzenlänge hinter den Beiden.

Abseits von den viel benutzten Wanderwegen, gut geschützt vor neugierigen Blicken, bleibt Silberfell schließlich stehen. Mit wenigen Worten erklärt sie Weißpfote was er zu tun hat. Während ich mich hinsetze und mir meine Pfoten sauber lecke, macht sich der Kater langsam an das kleine Ritual. Zuerst schreitet er einen kleinen Kreis ab während er die Beute immer noch um Maul trägt. Anschließend kommt das ehemalige Nagetier in die Mitte des Kreises mitsamt Weißpfote. Derweil macht es sich Silberfell neben mir bequem. „Aufpassen, es geht gleich los“, mauzt sie mir leise zu. Schnell ist das Ritual wieder in der Mitte meiner Aufmerksamkeit.

Der schwarze Kater betrachte die Maus eingehen ehe er sie auf den Rücken dreht. Sorgsam platziert er mit seinen Krallen drei neue Wunden auf der Beute. „Der Zauber ist eigentlich nicht schwer, aber da wir zu Dritt sein werden, brauchen wir ein Opfer um ihn die richtigen Bahnen zu lenken“, erklärt mir Silberfell zugleich leise.
Zugleicht atmet Weißpfote tief durch. Konzentriert schaut er auf das Opfer, schließt kurz die Augen und mauzt anschließend mehrmals jaulend.

Mit einem Mal verliert die Welt an Farbe. Nur noch Grautöne sind zu sehen. Auch die Umgebung ist mit einem mal völlig anders. Wir befinden uns nicht mehr in dem Wald sondern irgendwo unter der Erde. An einem Ort wo wir Katzen eigentlich gar nicht genug Platz hätten. Trotzdem sind wir alle Drei hier, auch wenn Silberfell und Weißpfote ein wenig durchscheinend sind. Wesentlich interessanter aber sind die kleinen Gestalten die überall herumwuseln.

Mäuse! Überall durch die Tunnel huschen Mäuse. Manche mit Körnern in den Mäulern, andere sogar mit kleinen Insekten oder auch ganzen Ären. Silberfell gibt mir einen Wink mit dem Schweif ehe sie losgeht. Ich schaue mich nochmal kurz um bevor ich ihr folge. Schnell bin ich auf der einen Seite und Weißpfote auf der anderen. Mit neugierigen Blicken schaue ich mir das Gewusel in den Gängen an. Langsam werden die Tunnel geräumiger, sodass sogar eine normalgroße Katze ohne Probleme Platz hat.


update am 1.4.15

Während wir uns langsam tiefer in der Mäusebau bewegen, wird die Vision klarere und zugleich erschreckender. An den Wänden finden sich abgenagte Tierknochen, übersät  von Nagetierspuren. Die Nager die wir hier sehen wirken anders, aggressiver und größer. Aber am schlimmsten ist die Beute! Es sind keine Insekten oder Körner. Diese Nager zerren Körperteile von Menschen durch die Gänge. Hier huscht eine Maus mit einem abgetrennten Finger durch die Gänge, dort mit einem Augapfel. Angewidert schüttle ich mich.

Silberfell führt uns ohne zu zögern tiefer in den Bau des Grauens. Zwar wirkt Weißpfote nicht weniger erschüttert als ich selbst, aber trotzdem folgt er ihr ohne zu zögern. Ich folge ihr ebenfalls artig, allerdings mehr weil ich nicht mit diesen gruseligen, menschenfressenden Mäusen alleine sein will, auch wenn es nur eine Vision ist. Das ist mehr als gruselig genug für mich!

Nur ein paar Minuten später finden wir uns in einer großen, finsteren Höhle wieder. In der Mitte befindet sich eine Grube aus der es seltsam herausleuchtete. Wie angewurzelt bleibe ich stehen, als ich sehe, was dort am Rand des unheilvoll leuchtenden Loches steht.
Eine riesige Maus! Mit schwarzem Fell, rot leuchtenden Augen und kleinen Hörnern auf dem Kopf. Die Schatten scheinen sich hinter ihr zu verdichten während sie mit einem grausigen Knirschen in ein Stück Fleisch beißt.

Die Grube beginnt intensiver zu leuchten während die dämonische Maus irgendetwas vor sich hin quietscht, mit fanatischer Stimme. Das glimmen der Grube nimmt weiter zu während sich immer mehr von den Nagern rund herum sammeln. Auch dieses Stimmen in das gruselige Quietschen mit ein. Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken sodass sich mein Fell aufstellt während die Augen der Mäuse beginnen mit der Grube im Einklang zu Leuchten.

Das Quietschen schwillt immer mehr an bis es ohrenbetäubend Laut ist und mit einem Mal verklingt. Gespenstische Stille breitet sich aus, nur noch aus der Gruber erklingt ein leises Schaben. Stur halten die Nagetiere ihren Blick auf die Grube gerichtet. Ich kann gar nicht anders als ebenfalls zu dem seltsam leuchtenden Loch mit einem unwohlen Gefühl zu starren. Noch bevor ich mir in Gedanken die Frage stellen kann, worauf sie nun warten, beginnt die ganze Höhle zu beben! Rissen beginnen sich durch die Wände zu ziehen während der Rand der Grube  in die Tiefe stürzt. Plötzlich, begleitet von einem markerschütternden Kreischen, schießt eine dämonische Hand aus der Grube!

Völlig regungslos vor Schock starre ich den roten, vernarbten Arm an. Die krallenartigen Nägel, hornartige Auswüchse an den Knöcheln und mit schwarzen Zeichnungen bedeckt. Gebannt schaue ich zu wie sich der Arm langsam bewegt, nach etwas tastend. Dabei kommt er immer näher auf mich zu, bis er schließlich direkt vor mir ist. Erneut hebt sich der monströse Körperteil ehe es direkt auf mich zukommt! Ein Schrei voller Entsetzen und Panik dringt aus meiner Kehle während ich es zugleich irgendwie schaffe meine Starre zu überwinden. Ein rettender Sprung nach hinten um mich aus der Reichweite des Dämonenarms zu bringen ist alles was mir bleibt.

Ein stechender Schmerz zieht sich durch meinen Kopf, sodass ich die Augen mit einem leisen fauchen schließe. Als ich sie nach ein paar Augenblicken wieder öffne, befinde ich mich wieder im Wald. Keine Spur von einem Dämonenarm oder seltsamen Mäusen. Nur Weißpfote und Silberfell schauen mich ein wenig besorgt an. „Du musst einen ganz schönen Schreck bekommen haben, dass du nach hinten gegen den Baum gesprungen bist“, mein die Sucherin mit leicht schief gelegtem Kopf ehe sie sorgsam meinen Hinterkopf betrachtet. „Nur ein Kratzer“, stellt sie zufrieden fest und leckt sanft über die Wunde.

„Sind Visionen immer so intensiv?“, fragt Weißpfote schließlich nervös. Ganz hibbelig bewege er seine Vorderpfoten auf und ab während er zugleich immer wieder nervös zu dem Ursprung der Vision schaut. Seinem Blick folgenden murre ich: „Ja, das war wirklich verdammt intensiv und gruselig.“
Silberfell mustert uns Beide nun sehr eingehend. „Für gewöhnlich sind es selten so klare Visionen. Meistens sieht man nur einen kleinen Ausschnitt aus der möglichen Zukunft oder der Vergangenheit. Wir müssen die Vision dem Parlament mitteilen. Eventuell kommt etwas Großes auf uns zu. Ihr Zwei geht am besten nach Hause. Ich melde mich bei euch“, erklärt sie mit zuckenden Ohren und macht sich dann auch schon auf den Weg.

Weißpfote und ich haben nicht einmal Gelegenheit Einspruch zu erheben, so schnell ist Silberfell weg. Etwas verdutzt sitzen wie auf der Lichtung und schauen uns gegenseitig an. „Tja, war doch ein Aufregender Tag, meinst du nicht?“, fragt mich der Kater schließlich mit leicht schief gelegtem Kopf. Mit einer Pfote reibe ich mir den Hinterkopf ehe ich antworte: „Ich weiß nicht ob mein armer Kopf viel mehr von solcher Aufregung aushält. Das war jedenfalls mehr gruseliges als ich erwartet hatte.“
Nachdenklich lasse ich meinen Blick nochmal zu der Opfermaus schweifen. „Das alles nur mit einer Maus. Ist schon etwas irre“, murmle ich leise Richtung Weißpfote. Dieser schwillt geradezu an vor lauter Stolz und nickt mehrmals bekräftigend. „Vermutlich bin ich einfach ein Naturtalent als Sucher!“


update – 08.04.15

Mit schief gelegtem Kopf mustere ich Weißpfote eingehend ehe ich ihn mit einem wilden Mauzen anspringe und umwerfe. Schnell entwickelt sich daraus ein Katzengerangel bei dem wir abwechselnd oben und unten liegen. Selbstredend sind wir dabei auch nicht gerade leise, aber es macht eben einfach einen Heidenspaß mit jemanden zu raufen.

Der Nachteil an der Sache ist nur, dass wir anschließend die Tannennadeln aus dem Fell zupfen müssen. Die verheddern sich auch immer an ganz ungewöhnlichen und fast unerreichbaren Stellen. Wir nutzen das natürlich um uns Gegenseitig das Fell auf Hochglanz zu putzen. „Also, Meistersucher, was machen wir nun?“, frage ich Weißpfote während ich seinem Fell den letzten Schliff verpasse. Zufrieden schnurrend antwortet er: „Na, was wohl? Wir gehen nach Hause und warten darauf, dass sich Silberfell meldet. Ich hab zumindest nicht vor noch länger hier draußen rum zu springen. Wird bald Zeit fürs Fresschen.“
„Du willst also nichts tun? Obwohl es deine Vision war?“, frage ich ein wenig überrascht. Weißpfote sieht mich ein wenig schief an während ich mich ausgiebig strecke. Nach einem kurzem Gähnen antwortet er schließlich: „Du hast doch Silberfell gehört. Sie meinte wir sollten am besten nach Hause gehen und dass das Parlament sich um die Sache kümmern wird oder?“

Mit einem Nicken muss ich dem Kater Recht geben. Was nicht bedeutet dass ich die Sache so auf sich beruhen lasse. Schließlich waren ja auch wir bei der Vision dabei und daher sollten wir zumindest auch etwas dagegen tun. „Du hast doch was vor, Pfötchen! Ich kenne diesen Blick“, beschuldigt mich Weißpfote mit einem Mal und stupst mich auch gleich frech an.
Mit schieg gelegtem Kopf schau ich ihn unschuldig an: „Nein, ich wird ganz artig nach Hause gehen und nichts machen.“ Aber die Augen des Katers sagen schon, dass er mir kein Wort glaubt. Seufzend meint er: „Dann pass wenigsten auf dich auf.“ Damit macht er sich auch schon langsam auf den Weg nach Hause. Derweil reift in mir bereits ein Plan, wie ich der Sache auf den Grund gehen kann.

Während Weißpfote artig den direkten Weg nach Hause einschlägt, mache ich einen kleinen Umweg. Recht flott erreiche ich die Stelle, wo mich die Maus so angeschnauzt hat. Neugierig lasse ich den Blick über die Umgebung wandern, aber es sieht nicht so aus, als wäre Whiteny noch in der Gegend. War allerdings auch nicht zu erwarten, dass sich das Mäuschen hier stundenlang aufhält. Aber zumindest ihre Spur kann ich von hier aufnehmen. Dank dem weißen Zeug brauche ich nicht einmal so unbedingt meine Nase. Die Abdrücke sind klar zu sehen und zeigen mir in welche Richtung sie gehopst ist.

Ich muss zugeben, die kleine Maus macht teilweise sehr beeindruckende Sprünge. Hier und da muss ich mich wirklich neu orientieren oder mich auf mein Näschen verlassen, um die Spur nicht zu verlieren. Ha! Von wegen Weißpfote ist der bessere Jäger. Er hatte einfach nur das Glück keine sprechende Wüstenspringmaus zu finden.

Nach und nach wird die Spur auch immer frischer, auch wenn ich ein wenig das Gefühl habe, mich in einem recht großem Kreis zu bewegen. Vom Springen abgesehen hat Whiteny auch noch die Angewohnheit, sich dort aufzuhalten, wo möglichst wenig Spuren übrig bleiben. Natürlich ist es mit dem weißen Zeig alles andere als leicht, aber die kleine Maus macht es trotzdem sehr gut.

Langsam führt die Spur vom Feld weg, durch den Wald und in die Richtung der Menschenhäuser. Etwas irritiert bleibe stehen und prüfe die Spur nochmals. Nein, die Maus hat sich sicher in dieser Richtung aufgemacht. Dabei ist sie doch gar keine Garten oder Wohnungsmaus, oder etwa doch? Das käme mir gar nicht so ungelegen. Nur was wohl ein mein Frauchen sagen wird, wenn ich in eine Maus im Garten einquartiere? Na, sie muss es ja gar nicht erfahren.

Entschlossen mache ich mich daran, Whitenys Spur über den harten Untergrund weiter zu verfolgen. Kreuz und quer geht es zwischen den Häusern herum, als ob das Mäuschen sich nicht entscheiden könnte, wohin sie nun wirklich will. Die Spur schlängelt sich durch die Gassen, unter stehenden Menschenfortbewegungshilfen, zwischen Zäunen hindurch und sogar quer durch Gärten. So wirklich ein Muster oder gar ein Ziel zeichnet sich jedenfalls nicht ab. Unbeirrt folge ich Whitenys Fährte weiter, bis ich sie dann endlich im Blickfeld habe!

Die weiße Wüstenspringmaus stöbert verzweifelt wirkend durch einen Blumentopf. Vorsichtig, mit dem Körper nahe am Boden und angewinkelten Beinen schleiche ich mich heran. „Verflucht! Hier ist‘s nicht nur kalt, es gibt auch nichts zu fressen“, mault die Maus mit weinerlicher Stimme. Mit leicht zuckenden Ohren überbrücke ich die letzten Katzenlängen zu dem Blumentopf. Anschließend richte ich mich auf, nur um Whiteny anzustarren während sie wie verrückt versucht die gefrorene Erde aufzubrechen.


Update am 15.04.15

Lautlos beobachte ich die kleine Maus noch ein wenig, wie sie mit ihren winzigen Pfoten versucht durch das gefrorene Erdreich zu kommen. Schnell ist mir aber das Geräusch der Krallen, wie sie über den Dreck gleiten zu anstrengende und ich hebe langsam eine Vorderpfote um Whiteny zu stupsen.

 Kaum dass ich mit der Pfote ihr Fell berühre, springt sie hoch und verschwindet hinter dem Rand des Blumentopfes. Fasziniert von der Sprungkraft der Maus, starre ich ihr regungslos nach. Es dauert nicht lange, dann höre ich Whiteny auch schon quietschen: „Du schon wieder! Hast du nichts bessere zu tun, als mir aufzulauern und mich zu erschrecken? Und warum verdammt nochmal verfolgst du mich?“ Dabei springt sie aufgeregt umher.

Ja, ganz genau die Art Maus mit der man sich nicht anlegen will. „Hey, ganz ruhig. Ich bin nicht hier um dich zu erschrecken“, versuche ich es mit beruhigender Stimme. Whiteny starrt mich ungläubig an während sie mit den Pfötchen ihre Tasthaare putzt.
Blinzend beobachte ich das Mäuschen eingehend und versuche dabei so ungefährlich wie möglich zu wirken. Mit sanft schnurrender Stimme versuche ich es dann erneut: „Ich will dir auch wirklich nichts tun. Eigentlich möchte ich dir sogar helfen.“ Weiter komme ich gar nicht, da unterbricht sie mich auch schon: „Du willst mir helfen? Ausgerechnet so ne Hinterhältige Katze?“

Tief durchatmen, ganz ruhig bleiben und ja nicht ausflippen. Genau das muss ich mir mehrmals in Gedanken sagen bevor ich fortfahre: „Ja, also hör zu. Ich hab einen recht großen Garten und mein Frauchen gehört eher zur gemütlichen Sorte. Es fällt jedenfalls eine Menge Zeugs ab. Gemüse und so. Wenn du kein Chaos anrichtest, könntest du ja mitkommen.“ Damit wären die Bedingungen klar dar gelegt. Whitenys Bewegungen sowie das zucken ihrer Ohren verraten mir recht genau, dass sie es in Erwägung zieht.

„Okay, Flohteppich, wo ist der Hacken an der Sache?“, fragt sie schließlich kritisch nach während sie sich zugleich ordentlich aufplustert. „Kein Hacken, zumindest kein direkter. Es könnte aber eventuell sein, dass ich ein paar Informationen brauche könnten“, meine ich in ehrlichem Ton. Kaum ausgesprochen macht Whiteny auch schon einen Satz auf mich zu.

„Aha! Du brauchst also eigentlich nur einen kleinen Spion was? Na gut, eine Pfote wäscht die andere. Du bietest mir eine halbwegs gemütliche Unterkunft und genug zu futtern, dafür bekommst du von mir Informationen. Abgemacht?“, schlägt die Maus aufgerichtet vor. So schnell wollte ich mich eigentlich nicht durchschauen lassen, aber wirklich eine andere Wahl habe ich so gesehen auch nicht. Ich gebe mich bewusst nachdenklich ehe ich dann zustimme. „Na gut, aber wenn du darfst mich nicht schlecht vor den Menschen dastehen lassen!“

Whiteny nickt zustimmen und hopst dann elegant aus dem Blumenkasten. „Also Pawsie, wo geht’s lang? Ich hoffe es gibt auch gleich was zu futtern, ich hab richtigen Kohldampf!“, quietscht sie begeistert. Ich dagegen bin mir nicht mehr ganz sicher ob das die beste Idee war. Mit zuckenden Ohren deute ich kurz in die richtige Richtung und tapse gemütlich los. Hoffentlich sieht mich niemand mit einer Maus an meiner Seite durch die Straßen schlendern, das würde meinen Ruf nachhaltig Schaden.

Sicherheitshalber verlasse ich schnell die offenen Straßen und nehme eher abseits gelegene Pfade. Zwar dauert es dadurch ein wenig länger, aber es ist eben auch unauffälliger. Einige Male muss ich allerdings meine Schritte drosseln, damit ich Whiteny nicht verliere. Dabei nutzt sie diese Gelegenheit natürlich um mich als ungehobeltes Flohtaxi oder ähnliches zu bezeichnen. Eine ziemlich farbige Sprache hat sie, die kleine Maus.

Als wir vor dem Garten stehen, macht Whiteny große Augen. „Das ist aber mal ein netter Garten. Was macht dein Frauchen eigentlich so?“, fragt sie neugierig. Ich schleiche mich gerade durch das Gatter ehe ich antworte: „Weiß nicht so genau. Sie tippt gerne auf komischen, leuchtenden Geräten herum. Scheint ihr Spaß zu machen.“
„Auch gut, solange sie mich nicht totschlagen will!“ Damit hüpft die Wüstenspringmaus auch schon in den noch ziemlich weißen Garten und huscht auch schon geschäftig umher.

Mit einem wachsamen Auge auf der etwas überdrehen Maus bewege ich mich zur Klappe. Schnell mach ich es mir davor gemütlich während Whiteny den ganzen Garten in Rekordgeschwindigkeit auskundschaftet. Kein Schläfchen später sitzt sie direkt vor meiner Nase und meint: „Hier ist es wirklich schön und ich glaube ich habe auch schon ein gutes Versteck gefunden. Was gibt’s nun zu essen?“

Mit leicht schief gelegtem Kopf lecke ich mir über die Nase. „Müsste ich nachschauen“, antworte ich ein wenig verwundert. Schneller als ich gucken kann springt Whiteny auch schon frech auf die Klappe zu und drückt sich durch. „Na los, komm schon! Ich hab Hunger!“, höre ich sie noch rufen. Schnell bin ich auf den Pfoten und folge ihr durch die Klappe.


update am 22.04.15

„Wo bleibst du denn?“, quietscht es mir schon entgegen, kaum dass ich mich durch die Klappe geschoben habe. Das kann doch nicht wahr sein! Die verflixte Maus ist schon wieder auf und davon. Ich kann doch hier kein Nagetier rumlaufen lassen, das würde meinen Ruf völlig ruinieren. Genervt folge ich Whitenys Spur. Zum Glück kennt sie sich hier noch nicht aus, sonst würde sie sich vermutlich noch schneller Bewegen.

„Hey, Whiteny? So war das aber nicht ausgemacht! Was ist wenn dich wer sieht?“, rufe ich ihr nach, als sie gerade mit drei gewagten Sprüngen von Boden über die Griffe an den Schubbladen auf die Arbeitsfläche. Dort wo mein Frauchen immer mein Fresschen zubereitet. Ich folge ihr mit einem großen Sprung. „Du kannst doch hier drinnen nicht einfach rumrennen“, meine ich zu ihr während ich sie eindringlich ansehe. Whiteny putzt sich nur ihre Tasthaare und schüttelt sich dann. Frech stellt sie sich auf ihre Hinterbeine ehe sie mir antwortete: „Na, nun sei keine solche Pussy. Ist doch niemand zuhause.“

Noch bevor ich irgendwie reagieren kann, dreht sie sich auch schon um und huscht weiter. Genervt schüttle ich einfach nur den Kopf. Auf was hab ich mich da nur eingelassen? „Hey, Flohbeutel! Sagtest du nicht hier gäb‘s was zu futtern?“, ruft Whiteny schließlich. Ein kurzer Blick zu der Maus und ihrem Standort direkt auf dem komischen Teil wo es dann immer so zischt ehe ich mich umdrehe. Mit einer Pfote deute ich auf die Schüssel. „Da rein wirft Frauchen normalerweise das Zeug, das dann in den Garten kommt.“

Kaum ausgeredet kleines kommt Whiteny angerannt. Sie hält nicht einmal inne, sondern springt direkt in die grüne Schüssel. Zum Glück sind Mäuse recht stabil, sonst hätte ich mir bei dem anschließenden Geräusch Sorgen gemacht. Allerdings erklingt kurz darauf genüssliches Schmatzen aus der Schüssel und als ich hinein sehe, sitzt sie, ganz gemütlich an einem Stück Karotte knabbernd, da. „Zufrieden?“, frage ich mit einem leicht genervten Seufzer. Antwort bekomme ich keine, stattdessen greift sich die Wüstenspringmaus gleich das nächste Stück.

„Na, zumindest etwas läuft ganz gut“, meine ich lautlos zu mir selbst ehe ich mich genüsslich ausstrecke. Ein wenig Sonnenlicht dringt durch das Fenster und scheint mir gerade richtig auf den Pelz. Genau der schnurrige Moment um ein kleines Schläfchen einzulegen. Im Haus ist alles ruhig bis auf Whitenys Schmatzen. Kaum daran gedacht fallen mir auch schon die Augen zu.

Klack, Klack, Klack. Klick, Klack, Klack und dann plötzlich Stille. „Cleopatra! Sieht du zu, dass du da runter kommst!“, weckt mich die aufgebrachte Stimme meines Frauchen völlig aus dem Schlummer. Schnell springe ich auf und schaue panisch in die Resteschüssel. Keine Spur von einer Maus! Erleichterte atme ich aus, nur um dann am Nackenfell hoch gehoben zu werden.

Ich knurre leise während mich mein Mensch direkt vor ihr Gesicht hält und mich ernst ansieht. Sie stupst mir mit einem Finger an die Nase und meint ernst: „Du weißt genau, dass du auf den Tischen nichts zu suchen hast. Wehe dir, wenn ich dich nochmal erwische!“ Damit lässt sie mich auch schon runter. Kurz darauf bekomme ich noch einen eher weniger sanften Schubser von den Füßen ab.

Leise grummelnd verziehe ich mich aus dem Futtertraum. Kaum draußen schaue ich mich panisch nach Whiteny um. Wo kann die freche Maus nur hin sein? „Whiteny? Wo bist du?“, rufe ich fragend während ich zugleich meine Nase einsetze, um eine Spur von ihr zu finden. Überall scheint das kleine Mistding gewesen zu sein, zumindest wenn man nach den Fährten geht, die kreuz und quer verlaufen.

„Wenn ich dich erwische!“, fluche ich leise vor mich hin, ehe ich der Nächstbesten und möglichst frische Fährte folge. Dieses Mal scheine ich zumindest ein wenig Glück zu haben. Die Fährte wird nicht kalt, obwohl sie mich quer durch die Zimmer und mehrmals an der Klappe vorbei führt. Schließlich endet die Spur in meinem Kuschelzimmer, direkt vor der schönen, weichen Couch.

Dort finde ich die freche Maus dann auch. Zwar muss ich ein wenig Suchen, aber zwischen zwei kuscheligen Kissen liegt sie richtig gemütlich zusammen gerollt. „Verdammt Whiteny! Du kannst dich doch nicht hier drinnen verstecken!“, mauze ich sie ein wenig sauer an. Die Wüstenspringmaus lässt sich davon allerdings nicht beeindrucken. Ohne große Eile streckt sie sich und putzt ihre Tasthaare. Erst danach sieht sie mich überhaupt an. „Ach, mach hier nicht so n Stunk! Die Olle findet mich garantiert nicht“

„Es ist ja auch schon mehr als ausreichend, wenn sie der Meinung ist, hier wäre ne Maus. Willst du unbedingt, dass ich Probleme bekomme?“, knurre ich eicht genervt. Immer noch nicht Beeindruck schüttelt sich Whiteny kurz ehe sie antwortet: „Reg dich wieder ab, Pawsie. Ist ja nicht so, als wäre irgendwas passiert. Außerdem ist es draußen immer noch verdammt kalt.“
Nervöse fahre ich meine Krallen aus und kratze dabei leicht über die weiche Polsterung. Das kann doch alles einfach nicht wahr sein! Ich streite mich mit einer Maus darüber, ob sie raus muss. Noch dazu ist mein Mensch nicht weit weg.

Ich atme tief durch und fixierte dabei Whiteny mit den Augen. „Jetzt komm sofort mit raus, sonst ist unsere Abmachung Null und Nichtig!“, drohe ich der Springmaus mit einem tiefen Knurren. Mit schief gelegtem Kopf schaut sie mich einen Moment lang an, ehe sie dann los tapst. „Na gut, aber wenn ich erfriere ist das deine Schuld“, meint sie mit zuckenden Ohren während sie mit einem Sprung auf dem Boden landet. Dieses Mal lasse ich sie aber nicht aus den Augen.

Wachsam und mit nervös zuckenden Ohren folge ich Whiteny, wie sie sich langsam zur Klappe schleicht. Meine Nerven sind bis zum Reißen gespannt. Bei jedem Geräusch erwarte ich schon, dass mein Frauchen plötzlich dasteht. Zum Glück verläuft alles ohne Zwischenfälle bis sich Whiteny wiederwillig durch die Klappe quetscht. Ich schaue noch kurz nach hinten, ob das Ganze auch ja niemand gesehen hat, ehe ich ebenfalls nach draußen gehe.

Dort wartet die freche Maus auch schon auf mich. „Wie bist du überhaupt an mir vorbei gekommen?“, frage ich sie immer noch recht ungehalten. Whiteny zuckt mit der Nase und antwortet dann eingebildet: „Also wirklich! Ihr Stubentiger glaubt auch, dass sonst niemand Schleichen kann. Als hättet ihr das alleinige Anrecht auf lautloses Bewegen!“ Ich quittiere diese Aussage nur mit einem leisen Knurren bevor ich der frechen Wüstenmaus einen leichten Stups gebe.

 


update – 29.04.2015

„Du bist ne richtige Spaßbremse, Pawsie. Wäre doch nie und nimmer aufgefallen, wenn ich mich dort eine Weile versteckt hätte. Zumindest bis es wärmer wird“, murrt die freche Maus ungehalten während sie ihren Blick über die weiße Decke gleiten lässt.
„Dein Ruf steht ja auch nicht auf dem Spiel wenn man dich entdeck!“, halte ich entgegen und strecke mich ausgiebig nach dem ganzen Stress. So viel Ärger nur wegen einer verdammten Vision. Hoffentlich ist es das Ganze dann auch Wert.

Leicht murrend deutet ich Whiteny an mir zu folgen. Elegant tapse ich über die kalte, weiße Decke und führe sie damit auf die andere Seite des Gartens. Hier ist zwar bedeutend weniger Platz, dafür aber gibt es hier einen kleinen Schuppen, der alles anderes als gut verriegelt ist. Es gibt ausreichend große Löcher, dass sich sogar eine größere Katze darin verstecken könnte. Mit einer Pfote deute ich auf das kleine Häuschen. „Hier kannst du dich verstecken bis es wärmer ist. Da ist es relativ warm und außerdem bringt mein Frauchen auch einige Abfälle hier rein“, erkläre ich der fragende guckenden Springmaus.

Diese springt auch sogleich auf eines der Löcher zu um schnuppernd ihr Näschen durch zu stecken. Ein schritt hinein und schon meint sie: „Ah, clever, sehr clever! Das ist wirklich gut. Ich denke damit kann ich leben.“ Ich nicke leicht bevor ich zusehe, dass der Deal auch klar ist: „Gut. Das heißt ich brauch mir keine Gedanken mehr darum machen, dass du plötzlich vor meinem Frauchen auftauchst und ich dich aus dem Huas jagen muss?“
Whiteny kichert leise und schüttelt den Kopf. „Nein, solange es hier was zu futtern gibt wird ich mich von dem Haus fernhalten. Sieht hier sowieso ein kuscheliger aus. Und jetzt werde ich mal sehen b sich hier ein kuscheliges Nest bauen lässt. Bis dann Pawsie!“

Und wieder ein Problem gelöst, hoffe ich zumindest! Genüsslich strecke ich mich durch, ehe ich los tapse. Whiteny ist einquartiert und ich kann mich daher erst einmal wieder richtig entspannen. Gähnend mache ich mich wieder auf den Weg zurück ins Haus. Schnell durch die Klappe hindurch, einmal ordentlich schütteln, dann geht es auch schon ins Kuschelzimmer. Wobei, eigentlich wäre zuerst noch etwas zu fressen toll. Auf halber Strecke ändere ich daher mein Ziel.

Auf dem Weg dorthin steigt mir schnell ein würziger Geruch in die Nase. Riecht als würde mein Frauchen sich etwas in diese komische Metallschale werfen. Für gewöhnlich bedeutet das, dass ich zumindest einen kleinen Bissen davon abbekomme. Mit aufgestelltem Schwanz und zuckenden Ohren folge ich der Geruchsspur. Kaum im Futterraum angekommen höre ich auch schon das brutzeln. Schnell streife ich auch schon um die Beine meines Menschen während ich zugleich neugierig nach oben schaue.

„Tz, Cleopatra! Jetzt lass mich zumindest fertig kochen. Bevor ich noch über dich stolpere“, meint sie mit einem Blick zu mir. Ganz so schnell gebe ich allerdings nicht auf, sondern schleiche noch ein paar Mal um die Beine ehe ich es mir dann mit einem Miau auf der Bank bequem mache. Neugierig zucke ich immer wieder mit den Ohren während ich meinem Frauchen dabei zusehe, was auch immer sie genau macht. Immer wieder greift sie nach komischen Behälter ehe sie wieder in dem Metallding herumrührt. Alles in allem sieht das ziemlich langweilig und mühselig aus. Gähnend lege ich mich so hin, dass ich meinen Menschen zumindest im Auge behalten kann.

Es dauert dann auch gut noch ein Schläfchen bevor sie sich zum mir setzt. Sofort bekomme ich ein paar Streicheleinheiten während ich mich neugierig groß mach um auf den Tisch zu sehen, was den dort nun genau vor sich hin gebrutzelt wurde. Leider scheint es besser gerochen und geklungen zu haben als es nun aussieht! Komische runde Scheiben, die schon fast ein wenig verbrannt riechen, liegen dort. Dazwischen liegt noch was anderes, das entfernt wie Fleisch riecht. Trotzdem schnuppere ich neugierig weiter, bis mein Frauchen mich sanft wegschiebt. „Nana, das ist nichts für dich!“

Etwas enttäuscht und mit großen Augen schaue ich sie an, ehe ich ein leises Miau von mir gebe. Leise seufzte mein Mensch ehe sie meint: „Gut, aber nur kosten! Das ist nichts für Katzen.“ Damit nimmt sie auch schon ein kleines Stück von den Scheiben mit den Fingern auf. Sie bläst noch ein einige Male drüber ehe ich es vor die Nase gehalten bekomme. Neugierig schnuppere ich erst daran, bevor ich es dann vorsichtig ins Maul nehme. Uhh! Verdammt, das ist ja als würde man an etwas warmen lecken.


update am 06.05.2015

Frauchen sieht mir grinsend zu, wie mir die komische, gelbe Scheibe aus dem Maul fällt. Irritiert lecke ich mir über die Lefzen bevor ich erneut an dem Futter schnuppere. Es riecht ja eigentlich gar nicht so schlecht und schmecken tut’s auch. Wenn es jetzt nur nicht so komisch aussehen würde. Außerdem ist es total warm, als würde man Wasser aus einer Pfütze lecke, die zu lange in der Sonne war. Viel zu lange!

Beim zweiten Versuch behalte ich die Scheibe im Maul und zerkaue sie langsam. Eine seltsame Struktur hat das Ding auf alle Fälle. Trotzdem schlucke ich es hinunter ehe ich mir erneut die Lefzen ablecke. Nach einer kurzen Pause springe ich von der Bank um anschließend ein paar Schlucke Milch zu mir zu nehmen. Gähnen begutachte ich dann die zweite Schüssel, welche für gewöhnlich mein Fresschen beinhaltet. Allerdings sind dort gerade nur noch ein paar Reste von der letzten Fütterung übrig. Auf alle Fälle besser als nichts! Bis mein Frauchen mit ihrem Futter fertig ist, dauert es auch noch eine Weile.

Die paar Reste sind aber trotzdem schnell verdrückt. Gleich darauf beginne ich mir das Fell ordentlich sauber zu mache, besonders Pfoten und Gesicht. Anschließend werfe ich noch einen kurzen Blick zu meinem Menschen. Sie ist immer noch am Fressen! Sowas von langsam. Das kommt vermutlich von den ganzen komischen Dingen, die sie immer nebenbei macht. Mit einem gähnen Verabschiede ich mich aus dem Fressraum und mache mich auf den Weg zu meinem ursprünglichen Ziel, dem Kuschelzimmer.

Dort angekommen sehe ich mich als erstes um, ob nicht doch noch irgendwelche Spuren von Whitenys Besuch zu finden sind. Zum Glück hat sie keinen Spuren hinterlassen. Was bedeutet, dass ich zumindest bei meinem Frauchen nach wie vor gut dastehe. Was die anderen Katzen von meiner Mausspionin halten, bleibt noch abzuwarten. Aber zuerst muss ich mich nun wirklich ein wenig Entspannen! Der ganze Stress geht doch auf kein Schnurrhaar.

Schnell mache ich es mir auf dem Sofa bequem und strecke mich ausgiebig bevor ich mich zusammen Rolle. Eine ganze Weile liege ich noch Wach während ich die Erlebnisse ein wenig verdaue. Erst als sich mein Frauchen zu mir setzt, werde ich durch ihr kraulen langsam in den Schlaf geschickt. Zwar wechsele ich mehrmals die Lage, aber so wirklich wach werde ich nicht.

Als ich wieder richtig wach werde, ist es schon halbwegs hell. Heute muss wohl ein ziemlich mieses Wetter sein, so komisch ist das Licht gerade. Gähnend strecke ich mich ordentlich durch bevor ich mir der morgendlichen Katzenwäsche widme. Herausgeleckt und hungrig tapse ich gemütlich los Richtung Fresschen. Dort warten bereits zwei Schüsseln auf mich. Eine gefüllt mit Fleisch, die andere mit Milch. Erster hat heute aber irgendwie einen eigenartigen Geschmack. Was hat wohl mein Frauchen heute wieder drunter gemischt? Ist zwar ungewohnt, aber gar nicht schlecht. Schnell habe ich meinen Bauch gefüllt ehe ich mir noch ein paar Schlucke Milche genehmige. Anschließend noch kurz das Fell säubern bevor ich mich irgendwo anders blicken lasse.


update am 27.05.15

Kaum ist mein Fell auf Hochglanz geleckt, schnappt mich mein Frauchen von hinten und hebt mich sanft hoch. Schnurrend kuschle ich mich an sie während sie zugleich auf liebevolle Art meine ganzen Morgenarbeit zerwuschelt. „Ich hab was für dich meine Süße!“, raunt Frauchen mir sanft in die Ohren. Während sie mich mit einer Hand festhält, kramt sie mit der anderen in einer Tasche rum. Es dauert auch gar nicht lang bis sie dort ein rundes Ding gefunden hat. Anschließend setzt Frauchen mich ab, krault mich weiter zwischen den Ohren und stülpt mir das runde Ding plötzlich über!

„Jetzt halt doch still! Das muss nur noch etwas angepasst werden“, redet mein Mensch auf mich ein während ich mich winde und gegen dieses komische Ding um meinen Hals wehre. Was soll das Ding da überhaupt machen? Trotz meiner heldenhaften Versuche ohne Einsatz meiner Krallen mein Frauchen davon zu überzeugen, dass sie mir das Ding verdammt nochmal wieder abnehmen soll, bleib es um meinen Hals hängen. Sein meint dann auch noch recht stolz: „So nun hast du auch ein schönes Halsband mit deinem Namen.“ Na toll! Wozu das wohl gut sein soll? Ich kann ja doch nicht lesen. Außerdem weiß ich doch wer ich bin.

Dafür aber kann ich ein paar extra Kuscheleinheiten einfordern. Mehr oder weniger zufrieden gestellt, lasse ich mich von meinem Menschen ordentlichen verwöhnen. Schön intensives Kraulen unter dem Kinn, zwischen den Ohren und am Bauch lasse mich den Ärger mit dem Band fast vergessen. Dummerweise aber auch alles andere.

„Und jetzt gehen wir Spazieren!“, verkündet Frauchen mit einem breiten Grinsen. Mir schwant übles. Wir gehen spazieren?
Die Antwort kommt schneller als mir lieb ist. Frauchen kommt mit einer langen, komischen Schnur wieder und lässt sie vor meinen Augen herumbaumeln. Fasziniert schaue ich der Schnur nach ehe ich auch schon mit den Pfoten danach schlage. Aber das verdammte Ding weicht immer wieder aus! Sanft krault mich mein Mensch zwischen den Ohren während sie vergnügt meint: „Das ist doch kein Spielzeug, Cleo.“ „Doch ist es schon!“, mauze ich schnurrend zurück. Aber natürlich versteht sie kein Wort.

Ein Klick aus der Nähe meines Halses ertönt und schon ist die Schnur nicht mehr in Reichweite. Eigentlich ist sie sogar direkt hinter mir! Dummerweise aber kann ich mich drehen wie ich will ohne sie zu erreichen. Irritiert starre ich mein Frauchen an. Diese verdammte Schnur führt von dem komischen Ding an meinem Hals direkt in ihre Hände. Was das nun wohl soll? Ich glaube ich hab sowas schon Mal bei einem Hund gesehen. Die Menschen scheinen sich von denen durch die Gegend führen zu lassen. Soll ich das nun etwa auch machen? Na, mal sehen. Noch ist das letzte Wort nicht gemauzt!

Ein paar Augenblicke später sitze ich auch schon vor der Tür, mein Frauchen fest an der Schnur. Allerdings sieht es nicht danach aus, als würde sie sich von mir irgendwohin führen lassen. Eher macht es den Anschein, ich solle folgen. Aber so wirklich Lust habe ich nicht. Stur bleibe ich einfach sitzen, auch als mein Mensch recht energisch an der Leine zieht. „Jetzt komm schon Cleo! Du liegst sowieso zu viel herum. Ein wenig Bewegung wird dir gut tun“, mein meine Mensch leicht schmollend. Ich lege den Kopf leicht schief und gähne ausgiebig. Als ob ich mich nicht genug bewegen würde! Das ist ja wohl eine Frechheit.

Trotzdem lässt Frauchen einfach nicht locker, bis ich sie dann soweit habe, dass sie mich einfach auf den Arm nimmt und losgeht. Tja, zumindest muss ich nicht selbst gehen. Relativ schnell geht es dann von der sicheren Heimat weg über die Straßen zwischen den Feldern, auf dem knirschenden, weißen Zeug. Der Tragekomfort hält aber auch nicht so lange an. Kaum dass wir ein ordentliches Stück weit weg sind, setzt sie mich wieder auf den Boden ab und geht einfach los. Mürrisch folge ich meinem Frauchen schließlich. Irgendwie bleibt mir auch nicht viel was Anderes übrig.

Eigentlich ist es ja auch recht lustig. Ich kann mein Frauchen mit der doofen Schnur ziemlich in den Wahnsinn treiben indem ich die ganze Zeit einfach rund um ihre Beine schleiche. Oder ich springe durch Zäune, krieche unter irgendwas hindurch und all so ein Zeug. Das bringt sie so ziemlich zur Verzweiflung. Aber Frauchen kann auch ziemlich stur sein. Wir kommen zwar langsamer voran als sie gerne würden, aber immerhin kommen wir voran. Oder so ähnlich.

Was mir aber an der ganzen Sache mit der Schnur am besten gefällt, ist die ganze Aufmerksamkeit die ich bekomme! Ja, jedes Mal wenn wir jemanden treffen werde ich vorgestellt, werde gekrault und bekomme ordentlich Kuscheleinheiten. Wobei bei dem komischen Wetter heute nicht so viele Menschen unterwegs sind. Ich könnte mich jedenfalls daran gewöhnen so ausgiebig beschmust zu werden. Außerdem hat Frauchen auch ein paar Leckerlies mit. Die bekomme ich aber nur, wenn ich das mache was sie will oder ich sie ihr aus der Hand klauen kann. Letzteres ist öfter der Fall.

Frauchen ist auf alle Fälle recht enthusiastisch und nachdem ich aufgehört habe, sie bei jeder Möglichkeit mit der Schnur zu ärgern, geht es recht flott dahin. Weiter als mich meine Ausflüge bisher gebracht haben. Könnte aber auch daran liegen, dass ich lieber über Felder streune als über Straßen. Besonders interessant wird es aber erst, als wir den Fluss erreichen. Das Wasser plätschert so vor sich hin während wir am Rand entlang spazieren. Immer wieder bleibe ich neugierig lauschend stehen ehe Frauchen mich mit einem Zug an der Schnur wieder dazu bringt weiter zu tapsen.

Dann erreichen wir sie! So etwas habe ich noch nie gesehen. Eine Straße die einfach über den grünen Fluss führt. Einfach so. Mit einem etwas mulmigem Gefühl folge ich meinen Menschen darauf. Es macht ja einen recht stabilen Einfluss und von dem Wasser kann ich gar nichts sehen. Aber hören kann ich es ziemlich gut. So ganz traue ich dieser komischen Straße jedenfalls nicht. Es können auch nur Menschen so verrückt sein, einfach eine Straße über einen Fluss zu bauen. Ich bin richtig froh, als wir die andere Seite erreichen. Dort queren wir noch eine Straße ehe sie endlich wieder ruhiger wird. Der ganze Lärm ging mir schon langsam auf die Schnurrhaare.

Hier lässt es sich nun recht gemütlich zwischen den Häusern hindurchspazieren ehe wir dann an eine lange Reihe voller Bäume kommen. Sanft murmelt ein kleines Flüsschen nebenher und die harte Straße wird wieder von mehr oder weniger gefrorenen Boden ersetzt. Der gemütliche Weg wäre vermutlich noch schöner, wenn alles Grün wäre. Nur leider ist alles noch weiß. Nichts destotrotz genieße ich diesen Teil der Strecke immens. Viele verschiedene Gerüche sowie Sachen zum Ansehen. Darum dauert das Ganze auch um einiges länger als von meinem Frauchen gewünscht. Nachdem wir das Ende des Weges erreicht haben, geht es wieder auf einer harten Straße weiter. Dann geht es auch schon wieder zwischen den Häusern dahin.

5 Antworten zu Kapitel 2

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