Literarische Unkräuter: Als und während

Hans Peter Roentgen

Als der Wecker klingelte, wachte ich auf. So beginnen viele Geschichten. Diese Konstruktion ist beliebt, sie soll Gleichzeitigkeit vermitteln. Aber sie klingt unbeholfen und ist unnötig. Einfache und eleganter: Der Wecker klingelte und ich wachte auf.

Gemein ist diese Konstruktion, weil sie wie Giersch arbeitet. Gärtner hassen Giersch. Der überwuchert alles. Und schön sieht er auch nicht aus. Nicht anders die Als-Konstruktion. Sie vermehrt sich, ohne dass es Autoren bewusst wird. Unbewusst. Wenn ich die erste Als-Konstruktion lese, weiß ich, dass sie unterirdisch weiterwuchert und sehr bald neue Triebe austreiben wird.

Den Giersch wird man im Garten kaum wieder los. Ihn auszureißen ist so wirkungsvoll, wie ihn zum Tee einzuladen. Er kümmert sich nicht darum.

Die Als-Konstruktion ist der literarische Giersch. Einmal eingeführt, blüht er überall auf. Und das ist das tödliche Gift: Eine Als-Konstruktion auf fünf Seiten würde niemandem auffallen. Aber fünf davon hintereinander, um einen Abschnitt einzuleiten, nerven…

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2 Antworten zu Literarische Unkräuter: Als und während

  1. Christian Weis schreibt:

    „Der Wecker klingelte und ich wachte auf.“ – Das beschwört aber schon gleich die nächste – und gelegentlich schlimmere – Gefahr herauf: Die Häufung und Überwucherung mit „und“ …

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