Sternenkrieger

Kapitel 1 – Eisige Weiten

Basiscamp

“Verfluchter Eisplanet! Nicht nur, dass der weiße Zwerg unsere Scanner stört, nein, die Oberfläche ist auch kaum zu durchdringen. Jetzt dürfen wir den Planeten auf die altmodische Art absuchen”, flucht Kitty lautstark über den privaten Kanal. Mit leicht verdrehten Augen antworte ich: “Es ist nicht direkt ein Eisplanet. Für etwa vier Erdwochen ist die Oberfläche Eisfrei.” “Vier ganze Wochen? Großartig! Wir sind nicht alle in einen warmen Pelz gehüllt”, kommt es sarkastisch zurück. „Alle Rüstungen sind mit Temperaturmodulen ausgerüstet. Du wirst dir also nichts abfrieren” , gebe ich mit einem leisen seuftzen zurück.

Stille auf dem Kanal, bevor über den Kommandokanal eine Anweisung kommt: “Nikitin, Nyla, Ihr prüft die Suchsektoren Alpha und Gamma. Koordinaten werden übertragen.” Es bedarf nur eines Gedanken, um mit meiner Rüstung die Meldung zu bestätigen. Dann verlasse ich auch schon die Landekapsel, dicht gefolgt von Kitty.

Katharina Nikitin, Rufname Kitty, steckt in einer einfachen, marsianischen Ritterrüstung, wie sie von dem Rittercorps gestellt wird. Was allerdings immer noch eine meisterlich gefertigte Waffe ist. Die Panzerung reicht aus um selbst schweren Beschuss ausreichend lange stand zu halten, während die Schilde kurzzeitig selbst ein orbitales Bombardemant aushalten würden. Aus optischer Sicht lässt die Rüstung vom Typ Knappe allerdings zu wünschen übrig.
Sie ist eckig, wenn auch funktionell. Es wirkt fast mehr als hätte man einfach ein paar viereckige Klumpen Metall an einen menschelichen Körper getackert. Durch diese Klobigkeit ist diese Standartrüstung nicht sonderlich beliebt, aber sie ist immerhin mit allem ausgestatte, das man im Kampf brauchen könnte.

Dagegen ist meine Rüstung nicht nur ein Meisterwerk meines Volkes, sondern auch ein Kunstwerk. Jedes Stück Metall ist so geformt, dass es wirkt als wäre es ein Körperteil. Besonders Muskeln werden bevorzugt hervorgehoben. Daneben befindet sich auf den Schultern noch ein Ankh. Neben den optischen Vorteilen ist dieser Rakatari – Kampfanzug mit robotischen Verstärkern sowie einer Unmenge anderer technischer Spielerein ausgestattet. Im Gegensatz zu den massengefretigten Rüstungen der Union ist jede Rüstung des heiligen Reiches ein absoltutes Unikat. Meisterschmiede arbeiten oftmals ein Jahr und länger daran, die Rüstung perfekt auf die Trägerin abzustimmen. Nur die beste Technik und das beste Material ist gut genug um für eine der heiligen Rüstungen verwendet zu werden.

“Du weißt, dass wir einen Sektor zu prüfen haben, der groß genug ist, um die halbe Trägerflotte zu verstecken. Wie sollen wir diese Piraten überhaupt finden?”, erklingt Kittys Stimme wieder genervt über den privaten Kanal. Schmunzelnd meine ich: “Wärmesignaturen und Geräusche. Auf diesem Eisbrocken muss eine Basis eine Menge Hitze erzeugen, damit niemand erfriert. Ich denke, dass es nicht sonderlich lange dauern wird, bis jemand fündig wird.” “Raktari und Optimismus. Was ist nur los mit euch Katzen, dass ihr immer alles durch eine rosa Brille zu sehen scheint?” Eine Antwort scheint mir überflüssig, da es ein regelmässiger Punkt ist, den Kitty nicht zu verstehen scheint. Oder sie will mich nur damit necken.

Während wir uns jedenfalls langsam daran machen, durch den hohen Schnee zu stampfen um die zugewiesenen Sektoren zu kontrollieren, wird von Soldaten in Ulfsark Rüstungen die Basis eingerichtet. Leichte Rüstungen, die vorallem zur Unterstützung gedacht sind. Zugleich setzen sich die schwerer gerüsteten Einherier und Valkyrie in Bewegung um deren Suchsektoren zu prüfen.

Mit den Scanner meiner Rüstung darauf ausgerichtet, Wärmesignaturen unter der eisigen Oberfläche zu finden, sowie alle möglichen Arten der Kommunikation zu überwachen, stapfe ich weiter durch die weiße Pracht. Ohne die mechanische Unterstützung der Rüstung wäre es um einiges Anstrengender, sich durch den Schnee zu bewegen. Zugleich würde das verminderte Gewicht allerdings auch dazu führen, dass ich nicht jedes Mal bis zur Hüfte einsinke.

Kitty befindet sich etwa einen Klick von mir entfernt. Durch die synchronisation der Sensoren unserer Ausrüstung können wir das Gebiet effektiv prüfen. Momentan werden die Daten noch Zwischengespeichert, bis das Basiscamp steht und eine stabile Verbindung zur Trägerflotte Ragnarok steht. “Erinnere mich nochmal, warum wir uns dieser Flotte zuteilen haben lassen?” fragt Kitty über den privaten Kanal. Ich atme tief durch bevor ich antworte: “Irgendjemand wollte Punkte sammeln bei einer Flotte, die dafür bekannt ist, gegen Piraten vorzugehen. Die Trägerflotte Ragnarok gehört zu den Flotten, die am weitesten in die äußeren Bereich vordringen und auch mit großem Erfolg gegen Piraten vorgehen. Davon abgesehen waren sie die Einzigen, die Interesse an einer Zusammenarbeit mit einer Raktark gezeigt haben.” “Stimmt ja. Dreißig Jahre Frieden und trotzdem überkommt es die Menschen immer noch mit einem Schaudern wenn ihr auftaucht”, gibt Kitty amüsiert zurück.

Leise lachend setze ich den Weg fort. Der Schnee behindert das vorankommen zwar immer noch, aber wenigesten hält die Rüstung warm. Während das Bild meiner Kamera sich von den Flocken des Schnees immer wieder weiß färbt, bleiben die Wärmebilder langweilig blau. Nicht besser sieht es mit den Funkkanälen aus. Scheinbaren haben die Piraten mitbekommen, das wir ihnen auf der Spur sind. Nach einer Weile kommt ein neuer Funkspruch von Kitty: “Nyla, die Powerpacks sind fast auf fünfzig Prozent. Wir sollten umkehren. Ich hab keine Lust zu erfrieren.” “Verstanden, wir haben die Sektoren sowieso fast fertig gescannt”, antworte ich, ehe ich langsam umdrehe, nicht ohne nochmal einen Blick auf die vor mir liegenden Schneedünen zu werfen.

Der Rückweg selbst ist nicht viel angenehmer als der hinweg. Man würde zwar annehmen, dass man durch die entstandenen Spuren zurückkehren kann, aber der fast permanenter Schneefall füllt jede Lücke in Minuten. Ich kann mich nicht des Gefühls erwehren, dass viele Raktari diesen Planeten nicht nur als angenehem sondern sogar als Heimelich bezeichnen würden. Vielleicht bin ich auch schon zu lange von meinem Volk weg, dass ich die Annehmlichkeiten eines gemäßigten Planetes mehr schätze als die Herausforderung. Nur kurz hänge ich diesen Gedanken nach, bevor ich meinen Blick wieder nach vorne richte, wo in den Schatten der Schneedünen bereits die ersten Zeichen des Basiscamps sichtbar werden.

Vorgefretigte Strukturen wurden aus dem Orbit von den verschiedenen Schiffen der Flotte nach unten gebracht. Energieschilde flackern rund um die Basis während zwischen den Gebäuden noch Tunnel zusammengefügt werden. Das Camp wirkt mehr wie ein Röhrensystem. Alle Gebäude sind mit diesen verbunden, sodass niemand sich den Naturgewalten des Planeten ausgesetzt sieht. Neben Funkreleais und Generatoren nimmt die Waffenkammer am meisten Platz ein. Der Ort an dem die Rüstungen gewartete und aufgeladen werden. Daneben gibt es noch Quartiere sowie natürlich auch eine Messe. Es sieht fast so aus, als würde man sich auf einen längeren Aufenthalt vorbereiten.

Kitty und ich machen uns direkt auf den Weg zur Waffenkammer. Immerhin sind es ihre Powerpacks, die so langsam an Saft verlieren. Aber es ist auch kein Wunder, schließlich muss die Rüstung nicht nur die Temperatur konstant halten, sondern auch eine Unzahl an Sensoren und Waffen mit Energie versorgen.

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4 Antworten zu Sternenkrieger

  1. lydiaswelt schreibt:

    Echt süß geschrieben.

    Gefällt 1 Person

  2. Dieter schreibt:

    Sehr gut geschrieben finde ich.
    Gleich in den ersten Sätzen viel das die Gedanken eines Fiktion-Fans anspringen lässt.
    Und ich weiß von was ich schreibe, nach über 50 Jahren intensiven Lesens.
    Da kann man nur mit Spannung auf die Fortsetzung warten.
    VG Dieter

    Gefällt 1 Person

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