Nach meinem Monsterrezept stehe ich nun bei einer anderen Art von Ungeheuer ungeheuerlich an. Man sollte ja meinen, dass es an sich keine großen Unterschiede geben würde, ob nun ein Monster auf dem Land daher watschelt oder sich durch Wellen schlängelt. Und doch sind Seeungeheuer ein ganz anderes Kaliber. Ich spreche hier auch nicht von den kleinen Monsterchen wie Sirenen, sondern von den dicken Brummern in der Klasse von Skylla und Charybdis. Ohne dabei aber gleich ganze Flotten verschwinden zu lassen. Es geht also um Ungeheuer, die einem Segelschiff des 16 – 18 Jahrhunderts gefährlich werden kann.
Die Klassiker für diesen Fall wären natürlich Kraken, Seeschlangen wie Jormungar oder Wasserdrachen. Natürlich gibt es auch noch ein anderes Wesen, das durchaus für ein Monster zu gebrauchen ist. Neben Haien wären da auch noch Wale. Ein paar wenige werden sich nun an Käpt’n Ahab und Mobi Dick erinnert fühlen, weit mehr aber an den weißen Hai. Aber irgendwie greife ich auch ein wenig vor. Für ein Seemonster sollten man ja nun auch ein wenig die Welt kennen, in der es Angst und Schrecken verbreiten soll.
In meinem Fall spielt das Ganze in einer Welt, die ausschließlich aus unterschiedlich großen Inseln besteht. Zwischen den Landmaßen, von der Luft nur getrennt durch eine mehrere Meter dicke, salzige, wasserartige Substanz getrennt, erstreckt sich die finstere Leere. Aus diesen unerforschten tiefen steigen alle Arte von Monstern hervor. Nun gibt es natürlich noch eine interessante Wendung an der ganzen Sache. Das Öl, das aus den Fettschichten dieser Monster gewonnen werden kann, ist das Treibmittel der Welt, sozusagen. Wie es eben Walöl eine Weile auch in unserer Welt war. Natürlich gibt es noch andere Teile von den Seeungeheuern, die man entsprechend verwenden kann, inspiriert durch Produkte aus dem Walfang wie Ambra oder Walbein. Nachdem nun der Hintergrund für das Monster geklärt wäre, ist nun noch die Umstände des Auftauchens zu erwähnen.
Wie bereits erwähnt, erfreuen sich die Monster der Leere einer ungemeinen Beliebtheit, besonders nachdem ihr Fett zu Öl geschmolzen wurde. Entsprechend befindet sich meine Protagonistin gerade auf einem Schiff, welches hinter dem Öl der Ungeheuer her ist. Während sich die Crew aus erfahrenen Matrosen zusammensetzt, ist sie der Leichtmatrose an Bord. Nun befinden sie sich also in den Beibooten und steuern direkt auf eines dieser Monster zu. Auf welche Art von Ungeheuer aber sollen sie treffen? Das Buch würde verdammt kurz ausfallen, wenn jetzt bereits ein Ungeheuer auftaucht und das ganze Schiff in die Tiefen der Leere reißt. Das spar ich mir lieber für später auf.
Es muss also ein nicht zu gefährliches Monster sein, aber trotzdem furchterregend für einen Neuling. Als erstes muss man sich über die Körperform im klarem sein. Neben den eher klassischen Varianten von modernen Tieren der Meere wie Wale, Haie, Kraken oder Schlangen wären auch noch Sauropoden im Spiel. Ich entscheide mich aber der Einfachheit halber für ein Walförmiges Monster. Präziser ausgedrückt Pottwal. Diese Walart, obwohl doch schon eher bekannt, hat doch ein recht monströses Aussehen. Der riesige, Kesselförmige Kopf, den sie sehr wohl auch als Rammbock einsetzen und natürlich sind da noch die doch verdammt großen Zähne.
Damit wäre da Basismonster gefunden. Wir haben also einen Rammbock mit verdammt vielen, großen Zähnen. Vergleichsweise kleine Augen, kräftige Flossen und einen ganz guten Anfang. Allerdings wirkt es noch wenig Monsterlich oder gar gefährlich. Das liegt aber zum Teil an der modernen Wahrnehmung sowie daran, dass ihr gerade nicht in einem kleinen Ruderboot, wenige Meter von dem Wal entfernt seid.
Ein bisschen müssen wir aber an dem Seeungeheuer trotzdem noch arbeiten. Zum einen braucht es natürlich einen anderen Namen als Pottwal und zum anderen soll es doch noch ein wenig monsteriger aussehen. Nicht, dass ein kleiner Mpby Dick zu verachten wäre, aber es scheint mir dann doch etwas zu sehr geklaut. Als erstes ändern wir die Hautfarbe von dem zwar interessantem Weiß zu etwas Auffälligerem. Unser Monsterwal bekommt einfach schwarze, raue Haut mit gelben Flecken, ähnlich einem Feuersalamander. Dazu passend bekommt er noch grell weiße Augen, die aussehen als würden sie wie eine Laterne leuchten. Zu guter Letzt bekommt unser Feuersalamanderwal noch knochige Wülste um die Augen sowie einen Knochenkamm den Rücken entlang. Um das gefährliche Auftreten noch zu unterstreichen, ragen ein paar abgebrochene Harpunen aus dem Rücken hervor. Jetzt fehlt uns neben dem Namen noch etwas ganz Besonderes. Wir entscheiden uns ganz spontan dafür, dass dieser Kollege der Leere dazu in der Lage ist, seine Haut mit einem Öl zu tränken, das beim Kontakt mit Luft anfängt zu brennen.
Und da kommen wir auch schon zu dem Namen für das Monster: ein Feuersegler. Benannt nach dem gerne brennenden Segel auf seinem Rücken. Tata! Wir haben ein interessantes Monster geschaffen. Alles mit ein wenig mitdenken, Fantasie und einem Monstergrundrezept.
Schnurrig
Neko, Gizmo & Odin