Liebe Leserin, lieber Leser!
Manche wissen es ja ohnehin, dass ich auf das Thema Gendern ja gerne mal eher allergisch Reagiere. Nicht, weil ich den Grundgedanken des Genderns für nicht gut befinde, sondern weil ich das Gendern teils als ästhetischen Selbstmord der Sprache empfinde. Dieses dauernde innen überall sieht doch einfach nur bescheiden aus. Das nebenbei zwischen dem grammatikalischen Geschlecht und dem echten Geschlecht kein Unterschied gemacht wird, kommt gerne noch erschwerend hinzu. Die Zuweisung eines realen Geschlechts auf Basis des grammatikalischen Geschlechts ist eine Unsitte die sich besonders bei der Mehrzahl immer stärker (und hässlicher) bemerkbar macht.
Ja, ich weiß. Beim Gendern geht es um die Sichtbarmachung der Frau in einer männlich dominierten Gesellschaft die sich eben auch in der Sprache wiederspiegelt. Angeblich zumindest. Dabei sollte es im Jahr 2017 doch eigentlich keine schwerwiegenden Geschlechterprobleme mehr geben. Zumindest haben sie das vor 50 Jahren mal vorhergesagt. Andererseits habe ich auch noch immer kein Hoverbord oder einen Jetpack. Ohja, und von den Maschinen wurden wir auch noch nicht ausgerottet.
Aber gut, packen wir die Sache an der Wurzel an. Woher kommt dieses Problem? Die deutsche Sprache hat mit ihren drei Artikeln eine auf den ersten Blick deutliche, geschlechtliche Einteilung. Dieses grammatikalische Geschlecht ist allerdings getrennt vom wirklichen Geschlechte zu betrachten. Entsprechend wäre es vollkommen korrekt einen weiblichen Maler als „der Maler“ zu bezeichnen. Hier allerdings schlägt dann schon bei meisten eine seichte Forme des Genderns zu, in dem man einfach „die Malerin“ schreibt. Es sei auch zu beachten, dass das wahre Geschlecht immer Vorrang vor dem grammatikalischen hat. Das Gendern ist also auch entsprechend keine wirkliche neue Erfindung, sondern findet sich der Literatur bereits seit Jahrhunderten wieder.
Die übermäßige Verwendung des Maskulins ist unter anderem ein Grund, warum wir uns heute mit dem Gendern rumschlagen müssen. Das der Ursprung der heutigen deutschen Sprache im Althochdeutsch liegt, welchen zwischen 700 und 1000 aD gesprochen wurde liegt, liegt es nahe aus dem historischen Kontext daraus zu schließen, dass das Übergewicht des Maskulins in der Sprache, eine gesellschaftliche Entwicklung ist. Die Klassifizierung durch ein grammatikalisches Geschlecht könnte durchaus die Lage in der damaligen Zeit wiederspiegeln. Hier könnte man durchaus Schlüsse ziehen, die darauf hindeutet, dass die Strukturierung der Sprache als Werkzeug zur Festigung einer patriarchischen Kultur darstellen. Allerdings sind bei der Entwicklung der deutschen Sprache Einflüsse von außen nicht ganz auszuschließen. Die Problematik des Nachweises liegt im Mangel ältere Schriftstücke der indogermanischen Sprache sowie dem Fehlen einer modernen Sprache in einer matriarchisch geprägten Kultur.
Mangels eines wirklichen Vergleichs, aber mit durchaus historischem Kontext, kann man also grob zusammenfassen, dass sich das Maskulin einfach deswegen so vermehrt durchgesetzt hat, da der Großteil der Berufe oder Tätigkeiten von Männern ausgeführt wurde. Das selbe Prinzip würde sich auch auf Eigenschaften anwenden lassen. Der Mut, die Fruchtbarkeit, usw. Dass würde nahelegen, dass die Artikel eigentlich eine Gesellschaftliche Entwicklung waren. In dem Falle würde sich die deutsche Sprache in der nächsten Zeit von drei bestimmten Artikeln zu einem zusammenfassen, der alle drei möglichen Geschlechter einfach abdeckt. Das allerdings würde im Sprachgebrauch bei vielen Wörtern auch eine Umstrukturierung bedeutet.
Da das eigentlich Problem beim Gendern aber nicht das grammatikalische Geschlechter von Bezeichnungen ist, sondern die gesellschaftliche Wahrnehmung, die scheinbar in vielen Berufen immer noch dem Mann den eindeutigen Vorzug gibt, wird auch durch eine Reform der Sprache das Problem nicht gelöst. Erst die bestmögliche Angleichung von Rechten und Pflichten beider Geschlechter, wobei keines eine Bevorteilung erhalten darf, wird das Problem lösen. Witzigerweise wird sich in dem Fall das komplette hardcore, unästhetische Gendern von selbst erledigen, da sich ab dem Moment mit „Liebe Leser“ Frauen und Männer sofort gleichermaßen angesprochen fühlen werden.
So, ich habe erstmal fertig,
schnurrig
Neko
Ich kann dem ständigen gendern auch wenig abgewinnen, nur dass es mich nicht so sehr stört wie dich
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Zumindest genug um mich mit Althochdeutsch zu beschäftigen… andererseits stellen sich bei mir auch bei der Verwendung von Superlativen alle Haare auf ^^
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Ja, auch das stimmt wohl. Hier im Ruhrgebiet kommt zudem der ‚hauseigene‘ Superlativ dazu.
schön, schöner, boah wat schön 😂
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Geht mir ähnlich. Ich rege mich nicht auf, aber manchmal ist es einfach „too much.“
Herzlich. Priska
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